Monat: Juli 2014

Gefesselt?

Boethius war ein römischer Staatsmann, der im sechsten Jahrhundert in Italien lebte. Leider fiel er am Hof in Ungnade, wurde des Verrats beschuldigt und ins Gefängnis geworfen. Während er auf seine Hinrichtung wartete, bat er um Schreibmaterial, damit er seine Gedanken festhalten konnte. Unter dem Titel „Trost der Philosophie“ wurden sie später zu einem geistlichen Klassiker.

Echte Treue

Bislang wurden weltweit rund 14 Billionen Vielflieger-Meilen gesammelt. Anfang der 1980er Jahre begann die ersten Fluggesellschaften, entsprechende Programme zu lancieren, um Kunden an sich zu binden, indem sie sie für ihre Treue belohnten. Die gesammelten Meilen konnten in Reisen, Waren oder Dienstleistungen eingelöst werden. Es dauerte nicht lange, bis die Leute bei der Reiseplanung nicht nur Preis oder Fahrplan in Betracht zogen, sondern auch, was für sie persönlich dabei heraussprang.

Getreide auf den Bergen

Ich war im Lauf der Jahre schon auf vielen Berggipfeln in Amerika und kann nur sagen, dass da oben nicht allzu viel wächst. Auf dem Gipfel findet man blanken Fels und ein paar Flechten. Aber sicher kein volles Getreide.

Gnadenlos

Unser Auto ist „gnadenlos“. Am Sonntagmorgen ist es am schlimmsten. Kaum habe ich alles in den Wagen gepackt, was ich für den Gottesdienst brauche, bin eingestiegen, habe die Tür geschlossen und mein Mann lässt den Motor an, da fängt schon das Anschnallsignal an zu reklamieren. „Sei still“, sage ich. „Ich brauche noch eine Minute.“ Natürlich finde ich kein Gehör. Das Piepsen geht weiter, bis ich angeschnallt bin.

Die Kraft eines Namens

Spitznamen bringen oft einen besonderen Charakterzug oder ein äußerliches Merkmal ihres Trägers zum Ausdruck. Als ich zur Grundschule ging, nannten mich meine Klassenkameraden ganz brutal „Leberlippe“, da meine Lippen zu jener Zeit im Verhältnis zur restlichen Entwicklung meines Körpers unverhältnismäßig groß waren. Ich muss wohl nicht betonen, wie froh ich bin, dass mir der Name nicht erhalten blieb.

Umgekehrte Paranoia

Ich kann mich noch erinnern, wie ich die Nachrichten anschaute, als 1991 in den Straßen von Moskau die friedliche Revolution geschah. Russen, die in einem totalitären System aufgewachsen waren, erklärten plötzlich: „Wir tun so, als wären wir frei.“ Sie gingen auf die Straße und stoppten die Panzer mit ihren Blicken. Der Kontrast zwischen den Führern drinnen und den Massen draußen zeigte, wer hier wirklich Angst hatte und wer frei war.

Schau zu den Bergen

Auf dem Corcovado in Rio de Janeiro steht die Erlöserstatue des segnenden Christus, eine der größten Christusstatuen der Welt. Dreißig Meter hoch, die Arme achtundzwanzig Meter ausgespannt, wiegt die Skulptur 635 Tonnen. Man kann sie Tag und Nacht von fast jedem Punkt der Stadt aus sehen. Ein Blick zu den Bergen und man hat den segnenden Christus vor Augen.

Verschiedene Fragen

Wenn uns ein Unglück trifft, folgen die Fragen. So fragen wir Gott zum Beispiel beim Verlust eines lieben Menschen: „Wie konntest du das zulassen?“ „Wer ist daran schuld?“ „Ist es dir egal, wenn ich leide?“ Glaub mir, als Vater eines Teenagers, der unter tragischen Umständen ums Leben kam, habe ich genau diese Fragen gestellt.

Unsichere Zeiten

Vor ein paar Jahren in der schweren Wirtschaftskrise haben viele Menschen ihre Arbeitsstelle verloren. Auch mein Schwager gehörte dazu. Meine Schwester berichtete mir von der Situation, in der sie sich befanden, und schrieb, dass es zwar viele Ungewissheiten gäbe, aber sie hätten Frieden, weil sie wüssten, dass Gott für sie sorgt.

Klauen des Todes

Laura war froh, dass sie im Sommer den Erste-Hilfe-Kurs besucht hatte. Aber sie hätte nie gedacht, dass sie das Gelernte so bald brauchen würde und dazu noch an einem Menschen, den sie liebte. Ihr Vater reparierte etwas an seinem Auto, als der Wagenheber abrutschte und das Auto auf ihn fiel. Die 22-Jährige schaffte es, das über 1500 Kilo schwere Auto so weit hochzustemmen, dass sie ihn darunter hervorziehen konnte! Dann beatmete sie ihn, bis die Sanitäter kamen.

Kein Stoppschild

Die Vergangenheit soll uns Wegweiser sein, nicht Stoppschild. Wir bleiben leicht bei den Erinnerungen an „die gute alte Zeit“ hängen, anstatt unsere Erfahrung zu nutzen, um den Weg vor uns zu erkunden. Wir alle sind anfällig für die lähmende Wirkung der Nostalgie – der Sehnsucht nach dem, was einmal war.

Wachstumstabelle

Falls wir einmal aus dem Haus ausziehen, in dem wir jetzt wohnen, möchte ich die Küchentür mitnehmen! Denn sie ist etwas ganz Besonderes. An ihr kann man ablesen, wie unsere Kinder im Lauf der Jahre gewachsen sind. Alle paar Monate stellen mein Mann und ich die Kinder an die Tür und ziehen über ihrem Kopf einen Strich. So wissen wir zum Beispiel, dass unsere Tochter in einem Jahr über 10 Zentimeter gewachsen ist!

Abhängigkeitstag

Der 4. Juli ist der amerikanische Nationalfeiertag. Dann werden draußen die Grillgeräte aufgeheizt und an den Stränden herrscht Hochbetrieb. In den Städten gibt es Umzüge und Feuerwerke, Picknicks und alle möglichen Feiern. All das geschieht zum Gedenken an den 4. Juli 1776, an dem dreizehn amerikanische Kolonien ihre Unabhängigkeit erklärten.

Liebevolle Zuwendung

Max betreibt als Hobby einen kleinen Bauernhof. Als er unlängst wieder einmal nach den Kühen sah, entdeckte er zu seiner Überraschung ein neugeborenes Kälbchen! Als er die Tiere kaufte, hatte er keine Ahnung, dass eines von ihnen schwanger war. Leider ging es der Mutter nicht gut und sie starb kurz nach der Geburt des Kalbes. Max kaufte sofort Milchpulver, um das Kleine mit der Flasche großzuziehen. „Das Kälbchen denkt, ich wäre seine Mutter!“, erzählte er.

Lektion über das Sorgen

Meine Freundin gab mir ein großes Glas Wasser in die Hand und sagte, ich solle es halten. Doch je länger ich es hielt, desto schwerer wurde es. Schließlich wurde mir die Hand lahm und ich musste es abstellen. „Ich habe gelernt, dass sich Sorgen zu machen so sein kann als ob man ein Glas mit Wasser hält“, sagte sie. „Je länger ich mich über etwas sorge, desto mehr lastet es auf mir.“